Tunesien Ostern 2022

Endlich wieder die Füße im Sand. EEEENNNNNNDDDLIIIIIICH

ENDLICH !!!
Das lange warten, planen und hoffen hatte ein Ende. 2 Jahre konnten wir auf Grund vom bösen C nicht in die Wüste nach Tunesien. Eine lange Zeit wie ich finde, wenn man die Wüste liebt und jedesmal aufs Neue plant.
Am 25.03.2022 ging es dann endlich von Roßtal los nach Genua um von dort dann nach Tunis überzusetzen. Das Einchecken in Genua war kein Problem und die Fähre legte auch mit nur 2 Stunden Verspätung ab. 24 Stunden später waren wir dann auch schon in Tunis und waren gespannt wie die Einreise klappt. Im Vorfeld hat man ja wilde Sachen gelesen, weshalb sich eine gewisse Nervosität nicht verheimlichen lies.
Und zack, hat es uns auch schon erwischt. Mein Beifahrer hatte einen Kasachischen Pass und die Zahlungsbestätigung des Campingplatzes wollte man dann, warum auch immer, in Frage stellen. Naja. Bange Minuten und 3 Stunden vergingen, bis wir dann von einem freudestrahlenden General die Einreisepapiere bekommen haben. Nur noch Zoll und Scanner und „zack“ ist man in Tunesien. Wir mussten dann erstmal anhalten um unsere Freude mit lautem schreien auszudrücken. Ihr glaubt gar nicht, welcher Stein uns vom Herzen gefallen ist. Ein Hinkelstein wäre ein Dreck dagegen gewesen ;-). War wohl eher die Eiger Nordwand :-).
Auf nach Nabeul zum Campingplatz Le Jasmin, wo uns die anderen Mitreisenden welche wir auf der Fähre kennengelernt haben schon erwartet haben.

Campingplatz Le Jasmin in Nabeul

Am nächsten morgen ging es dann los nach Nefta zur Star Wars Kulisse und weiter nach Douz zu Sophie auf den Campingplatz.

Campingplatz Desert Club von Sophie
Ein Selfie mit einer der wichtigsten Personen während unserer Reise. Sophie vom Camp Desert Club

Endlich angekommen und erstmal Pause für 2 Nächte geplant. Man muss sich ja von den ganzen Strapazen erstmal erholen und sinnlos Bier ins Gesicht schütten ;-). 2 Tage später gings dann los Richtung Tembaine mit dem Plan von dort zu verlorenen See Lac Houidhat Erreched zu starten. Naja. War ne sch… Idee welche uns dann 2 Tage später in der Oase Ksar Ghilane stranden lies.

Oase Ksar Ghilane

Das wir uns 2 Tage mit einem fiesen Sandsturm rumplagen mussten, erwähne ich nur der Form halber. Hier haben wir es uns dann erstmal 2 Tage gemütlich gemacht und dann mit frischem Tatendrang einen letzten Versuch zu „See“ zu unternehmen. Dankender Weise hat uns Ibrahim (Einheimischer Ladenbesitzer) den Weg von Ksar Ghilane zum See im Sand aufgemalt und erklärt.

Ibrahim wie er uns den Weg zum See im Sand aufmalt

Nachdem wir erst nochmal Sprit benötigten und der Sprit welchen man außerhalb der Oase bekommt fleißig mit Wasser gestreckt ist, sind wir auf der Teerstraße nach Douz gefahren. Zumindest haben wir den Versuch gestartet. Unweit von der Oase Ksar Ghilane hat mein Auto auf einmal keine Leistung mehr und es rauchte hinten verdächtig schwarz raus. Ich kurz meinen Kopf mit leichtem Puls nach rechts zu meinem Beifahrer gedreht mit der Info was los ist. Also rechts ran, Motorhaube auf und tata. Luftansaugschlauch zu und Luftfilter nicht mehr der schönste. Jetzt war ich schon zweimal in der Wüste und hab noch keinen Schnorchel gebraucht. Jetzt, bedingt durch den Sandsturm weiß ich, dass ich sowas brauch. Wie sagt man so schön. Lernen durch Erfahrung :-).

Ich glaub a bissl viel Sand 🙂

Alles sauber gemacht und zack, die Kiste läuft wie ne 1. Auf nach Douz und Sprit voll machen.
Nach ner kleinen Stärkung sind wir dann gegen 15:30 Uhr losgefahren mit dem klaren Ziel, den See in 1,5 Tagen zu erreichen. Am ersten Abend sind wir bis in die Dunkelheit gefahren, was in der Wüste die zweitbeste Idee war. Aber wir wollten wenigstens bis zum Berg El Mida kommen, was wir auch letztendlich geschafft hatten. Nachdem wir kein windstilles Plätzchen gefunden hatten, sind wir die paar Meter noch bis zum Cafe Murat gefahren. Wir wurden gleich von einer fränzösischen Moped und Quadtruppe mit Guide begrüßt und wurden sogar noch zum Essen eingeladen. MEGA.

Abendessen im Cafe Murat bei Tarek. Danke fürs spontane Abendessen

Ein vermeintlich windstilles Plätzchen hatten wir zwar gefunden, nur wenn nachts der Wind dreht, hilft auch das null weiter. Dementsprechend unruhig war die Nacht. Naja. Wer draußen Urlaub machen will, muss halt auch mit sowas klarkommen.

Vermeintlich windstilles Plätzchen. Doof nur, wenn der Wind nachts dreht. Da machst kein Auge zu


Am nächsten Morgen haben wir dann die zweite und letzte Etappe zum See angebrochen. Strammer Tag wo genug Wüstenkilometer auf uns warteten. Auf halber Strecke in etwa sind wir auf eine geführte Truppe (Vater mit Sohn zzgl. 3 Guides) gestoßen, welche gerade mit der Mittagspause fertig waren und wo wir uns angeschlossen haben. Ohne sich den Weg selbst suchen zu müssen, macht schon echt vieles einfacher. Kurz vor dem See sind wir dann aber einfach nicht mehr weitergekommen und blöd links weggerutscht. Jedes zurücksetzen und erneut versuchen hat nichts gebracht. Somit waren wir dann so fest gefahren, das nix mehr ging.

Voll fest. Hier haben wir uns die Schrauben vom Radmitnehmer abgedreht

Die Truppe hat das nicht bemerkt und ist weitergefahren. Naja. Jetzt standen wir im weichen Sand mit einem Auto, welches sich weder vorwärts noch rückwärts bewegte. Also erstmal schaufeln, schaufeln, schaufeln bei 36,4 Grad.

Bisschen warm beim buddeln

War ja grad Mittagszeit. Nachdem das schaufeln nix gebracht hatte, haben wir das volle Programm einsetzen müssen. Sprich Bleche und Winde. Nach vielen Versuchen hat es dann nach gut einer Stunde funktioniert und wir konnten die restlichen Kilometer noch alleine zum See fahren.

Ankunft nach viel Aktion am See Lac Houidhat Erreched

Dort angekommen war klar, wir gehen erst baden und suchen uns dann ein Plätzchen für die Nacht. Nachdem ich dann ums Auto gelaufen bin, traute ich meinen Augen nicht! Öl läuft hinten links aus der Achse und es fehlen 4 Schrauben vom Radmitnehmer. Puh. Puls von jetzt auf gleich in ungeahnter Höhe. Da stehst alleine am See, mitten in der Sahara und hast ein Auto, welches nicht mehr fahrbereit ist. Zum Glück und das ist mein voller Ernst, war mein Beifahrer ein Techniker welcher mir auch sonst immer mit Rat und Tat zur Seite steht, wenns am Landy was zu erledigen gibt.

Nicht schön wenn 3 Schrauben schon fehlen, eine noch hängt und die andere nur noch dranklebt
Beginn einer 3,5 stündigen Reparatur

Nach 3,5 Stunden Gefriemel und einer selbst gebastelten Papierdichtung aus der Fährbestätigung war das Auto halbwegs wieder einsatzbereit.

Mangels Dichtung muss die Fährbestätigung als Provisorium dienen. Geht.

4 von 5 Schrauben haben wir rausbekommen und konnten diese Dank Hilfe von einem Einheimischen und 2 Schrauben von meinen Rockslidern ersetzen.

4 von 5 abgerissenen Schrauben
Die letzte Schraube noch am Stück 🙂

Länge und Festigkeit haben zwar nicht gepasst, aber das ist einem in solch einer Lage mal sowas von schnuppe. Hauptsache der Bock ist fahrbereit. Feierabend. Essen und ab ins warme Wasser mit einem Bierle. Ich glaube das haben wir uns an diesem Tag mehr als verdient.

Abendessen nach getaner Arbeit


Am nächsten Morgen haben wir uns dann dem Führer angeschlossen und sind gemeinsam ohne weitere Vorkommnisse über den Tembaine zurück nach Douz gefahren.

Wüstensohn Ali. Ein sehr netter tunesischer Guide

Dank Sophie wurde uns eine Werkstatt genannt, wo wir dann am nächsten Tag den Landy wieder richtig reparierten. Ersatzteilbeschaffung ist in Tunesien auch nicht so wie in Europa oder in Deutschland. Da helfen sich die Werkstätten untereinander mit gebrauchten Teilen aus wo es eben gerade benötigt wird. Nach 5 „neuen“ Radmitnehmerschrauben, einem „neuen“ Radmitnehmer und einer selbst gebastelten Dichtung aus Dichtungspapier war dann soweit alles wieder top in Schuss. Neues Achsöl hat der Landy dann vorne und hinten auch gleich bekommen wenn man schonmal dran ist :-).

Los gehts
So entfernt man eine Schraube die man nicht mehr rausbekommt
Schneiden einer Papierdichtung für den Radmitnehmer
Tunesische Rechnung der Reparatur die wir selbst durchgeführt haben. Naja bis auf Achsöl wechseln


Nachdem die ersten beiden Wochen somit rum waren, habe ich meinen Beifahrer wieder nach Tunis gefahren, damit dieser die Heimreise per Flugzeug antreten konnte.
Ich habe dann 2 Nächte in Nabeul bei Le Jasmin verbracht und auf meine Freunde und meinen Sohnemann gewartet.
Im Grunde waren die zweiten 2 Wochen genauso geplant wie die ersten 2 Wochen. Sprich von Nabeul nach Douz, von Douz über das Cafe du Park zum El Mida und dann weiter zum See. Rücktour dann über den Tembaine, Cafe du Park und weiter zur Oase Ksar Ghilane. Nachdem ich die Route erst kurz zuvor gefahren bin, war mir alles mehr als geläufig und die Runde war mit 4 Fahrzeugen mehr als entspannt und echt ein Traum. Wir sind nie wirklich zu viel gefahren, haben alles entspannt angehen lassen und hatten eine tolle Zeit in der Wüste, in Douz, am See und in der Oase Ksar Ghilane.
Nachdem es keinerlei besondere Vorkommnisse gab, gibt es tatsächlich auch relativ wenig zu berichten. Aber selbst das „wenige“ möchte ich hier kurz aufzählen.
Der Stabi von meinen Landy hat sich trotz Erhöhung umgeklappt und wurde der Einfachheit halber ausgebaut.
In Douz war das Auslandstreffen des Sahara-Club e.V. mit einem leckeren Hammel von Ben zubereitet. Wir durften alle daran teilnehmen, da wir vor Ort noch die Mitgliedschaft abgeschlossen haben. Danke an Jochen und Astrid für die Überredungskünste und den Tip mit dem Anlegerbier ;-).
Am See hatten wir eckligen Wind und haben meine Markise samt den Seitenteilen eingezogen. War mega und wir konnte alle zusammen sitzen.
Auf der Rückfahrt zum Tembaine sind wir die Ostroute und nicht die Westroute gefahren. Wer Lust auf lange und steile Dünenabfahrten hat die teilweise echt nicht ohne waren, nimmt die Ostroute ;-).
Beim Toyo von den Ulbrichs haben die Kotflügelverbreiterungen den Geist aufgegeben.
Baden in der Oase und am See war wie immer traumhaft schön. Nachdem Bilder mehr als tausend Worte sprechen, gibts hier ein paar:

Selfie mit einem Kamel
Douz. Das Tor zur Sahara
Mitglied im Saharaclub e.V.
Kleine Schüsselchen gibts hier auch 🙂
Ben beim Hammel zerteilen. War gar nicht mal so schlecht das Vieh
Päuschen am Cafe du Parc. Hier entscheidet man ob man Richtung See/Oase oder Tembaine fährt
Fabians erste Fahrstunden. Hat er super gemacht!
Mal gucken ob unterm Auto alles in Ordnung ist 🙂
Bleche und Winde sind bei solchen Aktivitäten ein MUSS !!!
Die Truppe äh zumindest die Autos von der Truppe
Ohne Worte. Einfach nur schön.
So und ab ins Wasser zum waschen und plantschen
Seitenteie für die Markise sind selbst in der Wüste gold wert
Unser Camp am See Lac Houidhat Erreched
Unberührte Natur
Wenn der Vater mit dem Sohne……
Letzter Abend irgendwo im nirgendwo nähe Tembaine
Oase Ksar Ghilane wie immer ein gelungener Abschluss



FAZIT:
Ich war sehr froh, dass ich die 4 Wochen Urlaub am Stück nehmen konnte und die Reise vom Zeitraum her genauso auch hat stattfinden können. Es war ein toller, sonniger, warmer, abenteuerlicher, nervenaufreibender, erholsames und einzigartiger Urlaub von dem ich noch lange zehren werde. Aber. 2 x 2 Wochen fühlen sich nicht wie 4 Wochen an. Was nicht schlimm ist, aber was meine Erfahrung bzw. Empfindung war.
Tunesien ist und bleibt für mich ein tolles Land mit absolut netten und hilfsbereiten Menschen. Egal ob es Sophie vom Campingplatz war, die uns mit der Einreise unterstützt hat, leckerem Essen und BIER versorgt und uns eine Werkstatt empfohlen hat.
Oder Wüstensohn Ali der uns als Guide vom See zurück zum Tembaine mitgenommen hat. Oder Ibrahim der uns den Weg zum See erklärt hat.
Oder der Werkstattbesitzer der wie wild rumtelefoniert hat um Teile für uns aufzutreiben.
Oder Tarek der Besitzer des Cafe Murat welcher uns mit Essen und Getränken versorgt hat. Und nicht zu vergessen der Cafebesitzer am See, der aus seiner Wasserpumpe 2 passende Schrauben für meinen Radmitnehmer rausgeschraubt hat, damit wir weiterfahren konnten.
Ein wenig mehr von dieser Einstellung der Mitmenschen hier in Deutschland würde definitiv keinem schaden und würde einen echten Mehrwert bieten.
2023 werde ich definitiv wieder über Ostern nach Tunesien reisen und mit Sicherheit auch das ein oder andere Geschenk im Gepäck für lieb gewonnene Menschen dabei haben.

SCHÄDEN O.Ä.:
– 4 Schrauben vom Radmitnehmer abgerissen, Dichtung im Eimer – vor Ort am Lac Houidhat notdürftig und in Douz in der Werkstatt dann richtig repariert
– Luftfilter wellig und war hinüber – wurde vor Ort getauscht.
– Stabi umgeklappt, wurde ausgebaut
– Kotflügelverbreiterungen locker – wurden zuhause wieder angeschraubt
– Hecktürschloss ohne Funktion wegen Sand und defekter Dichtung – Wurde gerichtet, muss aber nochmal gemacht werden
– Plusleitung von der Winde wurde auf die Starterbatterie umgeklemmt, da die Sicherung immer geflogen ist. Danach gabs Funken im Fußraum. Lösung Spülschwamm, damit kein Kontakt vom Plus zur Sitzabdeckung besteht 
– Innenverkleidung muss neu angeklebt werden
– Schweizer Wassersack an den Ösen ausgerissen – ab in die Rundablage. Neuer wurde auf der Abenteuer Allrad gekauft
– Dämpfer vom Fahrwerk müssen neu eingestellt werden da zu weich – werden über den Winter ausgebaut und zu Thorsten Brück ORE geschickt
– Sturmfeuerzeug hat den Sandsturm nicht überlebt – neues muss her
– Falttopf ist am Silikon durchgebrannt – neuer Topf bestellt und eingeräumt
– Jerrycan an der Hecktüre ist ne doofe Idee – kommt für die Wüste immer runter und Ersatzrad dran
– Ersatzrad auf der Motorhaube wenn man über Dünen fährt ist ebenso ne doofe Idee, weil man einfach null sieht  – Somit Platz für Netz auf der Haube für Wassersack o.ä.


Ein Gedanke zu “Tunesien Ostern 2022

  1. Hallo Thomas, danke für den ausführlichen und interessanten Bericht, und die tollen Fotos. Ich hatte mir immer gewünscht, dass einmal rund ums Mittelmeer möglich ist. Vielleicht klappt das ja in ein paar Jahren. Liebe Grüße aus Halifax (wenn alles gut geht, holen wir morgen unseren Camper im Hafen ab), Sonja

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